Totholzhecke anlegen und pflegen

Menschen haben einen Verlangen nach Struktur und Ordnung. Für den Naturgarten natürlich suboptimal, aber man kann sich ja behelfen. Möchte man nicht nur Insekten einen Lebensraum bieten, sondern auch Vögeln, Säugern (Igel, Mäusen), Amphibien (Frösche), und Reptilien (Eidechsen), so sollte man von einem einzelnen schönen Wurzelstock abstand nehmen und in Erwägung ziehen eine Benjeshecke anzulegen.

Was ist Totholz bzw. eine Totholzhecke.

Kurzum: Totholz ist abgestorbenes Holz. In der Natur verbleibt dieses, sobald es einmal komplett abgestorben ist, am Baum oder Strauch. Durch Verwitterung und andere mechanische Einflüsse fällt es dann zu Boden. Bereits noch an der Mutterpflanze wird schon begonnen mit der Verwertung des toten Holzes. Totholz ist ein Lebensraum für viele Nützlinge und gehört unbedingt in jeden Garten. Sei es für die Dekorations-Liebhaber ein hübsch platzierter Wurzelstock, oder für die chaotischen Gärtner ein Haufen aufgetürmter Äste und Zweige. Wenn man diesen Haufen einmal liegen lässt, stellt sich schon bald ein reges Treiben ein.

Die Geburt der Benjeshecke aka Totholzhecke

Der Gedanke mit einer Totholzhecke die Flurbelebung anzukurbeln, kam Hermann Benjes. Das Prinzip beruht darauf, dass eine Hecke auf natürliche Weise entsteht. An Holzaufschichtungen verfangen sich Samen durch Windflug oder nistende Tiere, die ihren Kot absetzen. Die Pflanzen keimen und es wird ein kleines Ökosystem hergestellt.

Sie ist die perfekte Alternative zu einer grünen Hecke und bietet einen riesigen ökologischen Wert und Nutzen.

Vorteile der Totholzhecke

  • Kein Entsorgen des Grün- und Astschnittes – spart Zeit und Geld!
  • Nährstoffe verbleiben im Garten
  • Lebensraum für unzählige Nützlinge für einen schädlingsfreien Garten
  • Insekten & Spinnen
  • Weichtiere wie Schnegel
  • Vögel nisten dort und finden wiederum Insekten zum fressen
  • Säuger wie Mäuse und Igel ebenso
  • Reptilien (Zauneidechse)
  • Amphibien (Kröten)
  • Kostengünstiger Sicht- und Lärmschutz in beliebiger Höhe und Länge
Totholzhecke im Garten

Totholzhecke anlegen

Eine Totholzhecke zu bauen ist denkbar einfach, aber um die Stabilität zu gewährleisten, gilt es einiges zu beachten. Der Aufwand des Baus hängt von vielen Faktoren ab. Der größte Faktor sind die Maße, also wie lang, hoch und breit die Hecke werden soll. Das hängt ganz von der Verwendung ab.

Eine Totholzhecke lohnt immer, selbst als kleine Beetumrandung, die nur einige Zentimeter hoch und dick ist. Selbst in dieser kleinen Variation finden schon Nützlinge Platz wie zum Beispiel Holzbienen oder Schnegel. Falls man größeren Tieren eine Herberge bieten will, sollte sie schon mindestens einen Meter hoch sein. Igel und co. freut sich über das Erdgeschoss, während die Vögel in den oberen Etagen einziehen. Egal wie hoch, breit und lang sie wird, sie folgt immer dem selben Prinzip:

Grundgerüst

Am besten man steckt sich die Fläche ab, an der die Totholzhecke stehen soll. Dann beginnt man mit zwei Reihen Pfeiler, die Reihen zueinander sollten mindestens einen Abstand von ca. der Hälfte der zu erreichenden Höhe sein. Die meisten schlagen einen Mindestabstand von 50cm vor. So pauschal lässt sich das aber leider nicht sagen. Beetumrandungen können auch nur 10cm breit sein und doch Nützlingen ihren Platz bieten. Meine Benjeshecke ist zum Beispiel über 2m hoch (manchmal ein bisschen mehr, dann sackt es wieder ab). Deswegen ist der Abstand zwischen meinen Pfostenreihen auch über einen Meter breit.

Der Abstand der Stützpfeiler innerhalb einer Reihe zueinander ist auch variabel. Bei mir ist er wieder in etwa einen Meter. Aber auch deshalb, weil ich längeres Schnittgut habe. Am besten wählt man den Abstand so, dass man das vorhandene und zukünftige Schnittgut gut „einweben“ kann.

Wie lang die Benjeshecke wird, bleibt jeden selbst überlassen. Meine erstreckt sich über 10m und wächst noch.

Stabilität

Man beginnt mit 2 Reihen Pfeiler, am besten aus naturbelassenem Holz oder noch besser: Es bietet sich an dicke, längere Äste in den Boden zu rammen. So verwertet man Gartenabfälle und muss nicht extra neu produzierte Holzpfosten kaufen. Für zusätzliche Stabilität lassen sich sogar Baumstümpfe, die noch in der Erde verwurzelt sind einarbeiten. Bei mir war es eine kleine Fichte, die ich gleich als Pfostenersatz in den Heckenbau miteingebaut habe.

Dickere und somit auch schwere Gehölze belässt man lieber in Bodennähe. Lange dünne Äste lassen sich gut durch die Pfosten weben und geben ihnen zusätzlich Stabilität. Da wir viel Wildreben und Wilden Wein haben konnte ich diese als „Leine“ nochmal um die einzelnen Pfosten rumbinden. Meine Pfosten sind durch das verflechten etwas in Schieflage geraten, was aber der Stabilität keinen Abbruch tut. Sie hat schon mehrere Stürme (bis zu 160km/h) ohne Probleme überstanden.

Während dem Bau lässt sich auch schon einiges an Gehölz mit einpflanzen. Also noch bevor viel aufgeschichtet wird, kann man an den Seiten Pflanzen setzen. Ich muss aber ganz ehrlich sagen, das ich dem abgeneigt bin, da durch das Aufschichten, die jungen Pflänzchen verletzt werden und absterben können. Ich warte lieber bis sich die Totholzhecke etabliert hat und beranke sie einstweilen nur. Die wird noch schnell genug zuwuchern.

Material & Aufschichtung

Zum Befüllen verwende ich lediglich Ast- und Grünschnitt. Um es den zukünftigen Bewohnern so gemütlich wie möglich zu machen wird, nach ein paar Schichten Holz, eine Schicht Reisig aufgetragen. Bei manchen Ratgebern wird davon abgeraten Blätter in die Totholzhecke zu mischen, aber im Endeffekt zerren es die Bewohner sowieso hinein um sich ein Nest zu bauen.

Also kommen bei mir in die Reisig-Schicht noch Blätter, sowie kleines und dünnes Schnittgut mit dazu. Es sollte alles locker aufgeschichtet werden, sodass sich die zukünftigen Bewohner noch rühren können. Für den perfekten Wohlfühlfaktor kann man in den oberen Etagen eine Schicht mit benadelten Ästen ablegen, um ein wenig den Regen abzuhalten. Bei mir hat sich da der heimische Wacholder gut angeboten.

Was gehört nicht auf die Totholzhecke

Alles was eigentlich auf den Kompost gehört (Grasschnitt, Obst & Gemüse)

Pflanzen, die keinen ökologischen Wert haben: Stichwort Kirschlorbeer, dieser verrottet in unseren Breitengraden unendlich langsam und wird nur von zwei Tierarten verwendet.

Behandeltes Holz wie zum Beispiel lackiertes, gebeiztes oder noch schlimmer kesseldruckimprägniertes Holz (!)

Bepflanzung der Totholzhecke

Eigentlich ist das Prinzip der Totholzhecke, dass sich von selbst Pflanzen etablieren. Samen fallen durchs Gehölz und keimen mit der Zeit, aber das dauert. Naturbelassen ist eine Totholzhecke in ca. 50 Jahren erst richtig durchwachsen. Damit wir aber bis dahin nicht vor einem trostlosen Holzhaufen stehen, können wir ein wenig nachhelfen.

An den Rändern lassen sich gut Kletterpflanzen setzen, die das Totholz hochwandern können und ihm noch mehr Stabilität geben. Je nach Standort und Sonneneinwirkung, eignen sich dafür andere Pflanzen. Ich habe – um die Hecke doppelt nutzen zu können – Hopfen und Brombeeren angepflanzt. Naja die Brombeeren sind schon von selbst diesen Sommer aufgegangen, aber der Hopfen wurde gezielt von mir angepflanzt. Wer es sonniger hat und blumiger möchte, kann natürlich auch Clematis (Waldreben) anpflanzen. Auch Kapuzinerkresse oder Efeu wird gern verwendet.

Wer noch mehr Stabilität haben möchte kann am Rand Gehölz ansetzen. Der heimische Weißdorn ist mein Favorit, da er sehr robust und ein Tiefwurzler ist, aber das bleibt jedem nach Lust und Laune selbst überlassen.

Standort für die Benjeshecke

Der Standort für größere Totholzhecken sollte abgelegen sein, um die Bewohner nicht zu verschrecken. Ich habe sie im Süden angelegt, wo sie halbschattig bis schattig liegt. Als ideale Ergänzung für dieses kleine Biotop wäre daneben eine Steinmauer und ein Teich. Am Beispiel von Kröten sieht man, wieso das so gut harmoniert: Sie legen im Wasser ihren Laich ab, „wohnen“ und überwintern in der Totholzhecke und können an den warmen Steinen viele Insekten zum fressen finden. Reptilien finden am Teich und in der Totholzhecke Nahrung und leben in der Steinmauer, usw. Außerdem hält die Totholzhecke Mäuse vom Haus fern, da sie sich im Geäst besonders wohlfühlen. Wir haben auch einen Teich neben der Totholzhecke geplant, der nächstes Jahr gegraben wird.

Dynamik der Totholzhecke

Eine Totholzhecke lebt und wird nie „fertig“ sein. Was unten wegrottet wird oben wieder aufgeschüttet. Im Frühjahr hatte meine Totholzhecke zum Beispiel ein stattliches Maß von 2,3 Meter. Nach einem durchschnittlich verregneten und stürmischen Sommer ist sie wieder auf 2m geschrumpft. Das macht nichts, denn der Herbst kommt und es fällt wieder Schnittgut an, welches wieder oben auf geschüttet wird. Mit der Zeit keimen durch Windanflug Samen und es entsteht nach einigen Jahrzehnten eine lebende Hecke.

Rechtliches zur Totholzhecke

In Österreich kann eine Totholzhecke als Einfriedung verwendet werden. Die Bauordnungen (nach Bundesland unterschiedlich) legt die Vorschriften fest. Diese sind an der jeweiligen Gemeinde anzufragen. In Deutschland  ist es Gemeindeabhängig, wie nah die Hecke an der Grenze stehen darf. Lieber einmal bei der Gemeinde nachfragen, wie das bei euch gehandhabt wird. Ich habe gelesen, die meisten lassen einen Streifen Rasen zwischen Zaun und Totholzhecke, den sie regelmäßig mähen. Angaben ohne Gewähr. Unsere steht direkt an der Grundstücksgrenze zu unseren Nachbarn.

Schlagwörter: DIYNützlingeTiereVerwertung

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