Vertikutieren - Nutzen und Anleitung

Das Vertikutieren ist nicht nur den "englischen Rasen"-Besitzern vorbehalten. Auch wer sonst nicht so auf einen perfekten Rasen wert legt, sollte einmal im Jahr zur Messerwalze greifen, damit er gesund bleibt.

Warum sollte man seinen Rasen vertikutieren

Mit der Zeit verfilzt der Rasen und dieser Filz verhindert, dass Wasser, Nährstoffe und Sauerstoff an die Wurzeln kommen. Daraufhin wird der Rasen als Ganzes geschwächt und das Wachstum lässt nach und der Rasen vermoos oder teppichbildende Unkräuter können Überhand gewinnen.

Was passiert beim Vertikutieren?

Im Grunde schneidet der Vertikutierer* die Grasnarbe mit seinen Messern in vertikalen Schnitten auf und entfernt blockierenden Rasenfilz. Hierbei muss man die passende Tiefe beachten, in die die Messer in die Grasnarbe eindringen. Verschiedene Einschnittiefen haben eine unterschiedliche Wirkung:

  • geringe Einschnittiefe (2mm) ist für die Entfernung des Filzes passend
  • tiefe Einschnittiefe (1cm) schneidet tief in die Grasnarbe und hilft der Bodenverbesserung, kann aber auch viel zerstören
Hier wurde eine große Einschnittiefe gewählt. An den kahlen Stellen befand sich zuvor dicke Moospolster.

Wann ist der beste Zeitpunkt?

Der beste Zeitpunkt ist im Frühjahr oder Spätsommer, wenn es stetig über 10 Grad hat. Auch sollte das Wetter gerade mitspielen und eher trocken sein. Daumen mal Pi ist der beste Zeitpunkt ist Ende April oder Anfang Mai. Manche empfehlen zweimal im Jahr zu vertikutieren, aber da es ein harter Eingriff ist, empfehle ich nur einmal pro Jahr zu vertikutieren, um dem Rasen und dessen Bewohnern eine Verschnaufpause zu gönnen.

Vertikutieren - eine Anleitung

  1. Rasen mähen - ausnahmsweise (das einzige Mal im Jahr) Raspelkurz mit 2cm
  2. Vertikutierer auf die richtige Einschnittiefe einstellen.
  3. Zuerst längs vertikutieren, dann quer, quasi im "Schachbrettmuster"
  4. Rasensamen auf kahle Stellen streuen. Ich habe zB. einen extrem vermoosten Teil auf meinem Rasen, da er im Schatten liegt. Beim Vertikutieren entstehen somit komplett kahle Stellen, auf die ich Schattenrasensamen* ausbringe.
  5. Dem Rasen eine Verschnaufpause von 4-5 Wochen gönnen, bevor das nächste Mal gemäht wird.

Das Vertikutiergut

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Woraus besteht Vertikutiergut?

Beim Vertikutieren wird der sogenannte "Rasenfilz" entfernt, der aus folgendem besteht

  • Moos
  • Mulchreste
  • Abgestorbene Pflanzenteile (zB braun gewordene Gräser)
  • über den Winter liegen gebliebene kleine Blätter
  • teppichbildende "Unkräuter" wie Weißklee

Vertikutiergut richtig kompostieren

Da das Vertikutiergut aus großen Teilen Moos besteht, haben wir es mit einem relativ sauren Milieu zu tun. Außerdem befindet sich darin auch ein großer Anteil an Gras. Das bedeutet man kann ihn schlecht als Ganzes einfach auf den normalen Kompost schmeißen.

Am besten wäre es ihn in dünnen Schichten auf den Kompost aufzubringen und mit Algenkalk* oder Gesteinsmehl* bestreuen. Doch beim Vertikutieren entsteht eine beachtliche Menge an Vertikutier-Abfall, sodass dünne Schichten fasst nicht möglich sind, da sich im Moment kein anderes Zwischenmaterial findet. Dann könnte man das Vertikutiergut auch teilweise zum Trocknen auflegen und später als Mulch verwenden (zB. rund um die Erdbeeren).

Kompost für sauere Kompostierabfälle
Kompost für saure Pflanzenreste (und Kaffesatz)

Alternativ kann man auch einen sauren Kompost anlegen indem man das Vertikutiergut kompostiert. Da das Moos von Haus aus sauer ist, eignet es sich für dieses Vorhaben perfekt. In meinen sauren Kompost kommen zB. auch die Walnußblätter.

Fehler beim Vertikutieren vermeiden

  • Den richtigen Zeitpunkt in der zweiten Aprilhälfte verpassen - Davor ist der Boden noch zu sehr ausgekühlt und das Gras wächst relativ langsam nach. Später ist die Sonneneinstrahlung zu hoch und macht dem Rasen sehr zu schaffen.
  • Nasser Boden - Wenn kurz nach einem Regentag vertikutiert wird, ist der Boden sehr schwer. Der Vertikutierer plagt sich durch den Boden und kann dadurch ganze Grassonden ausreisen.
  • Frisch angesäten Rasen vertikutieren - das Vertikutieren ist nur Rasen vorbehalten, die auch wirklich diese Art von Pflege benötigen. Also alte eingewachsene Rasen. Nach dem aussäen sollte also mindestens 2-3 Jahre gewartet werden.
  • Zu hoher Rasen - Das raspelkurze (2cm) Abmähen direkt vor dem Vertikutieren ist keine "überflüssige" Arbeit, sondern hat seinen Sinn. Ansonsten werden ganze Grassonden mit ausgerissen.
  • Keine Nährstoffe - sollte ihr Boden von Haus aus schon eher karg und nährstoffarm sein, sollte 1-2 Wochen zuvor ein Rasendünger ausgebracht werden, damit das Gras nach dem Vertikutieren auch die Kraft hat auszutreiben.
  • Zu Langsam - Wer zu lange mit dem Vertikutierer an einer Stelle verharrt, pflügt den Boden regelrecht um und zerstört die Grasnarbe.

Ökologisch vertikutieren?

  • Nur einmal pro Jahr - und auch nur wenn er wirklich verfilzt ist, ansonsten kann man ihn auch eine Saison ruhen lassen.
  • Nur sehr stark verfilzt beanspruchte stellen auch längs- und quervertikutieren.
  • Handvertikutierer* verwenden statt Elektro- oder Benzinvertikutierer. Schont nicht nur die Umwelt, sondern man kann auch kontrollierter vertikutieren. Geht natürlich aber auch mehr in die Arme und wenn man nicht so geübt ist, weiß man noch nicht wie viel Druck man ausüben muss.
  • Statt vertikutieren nur aerifizieren (zB mit Rasenbelüfterschuhen*)

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